Mikrorayon: Das ewige Provisorium

Mikrorayon
Mikrorayon

Mit unserem privatem Buschauffeur düsten wir heute durch die überfüllten Strassen von Moskau. Das zentrale Thema des Tages war Mikrorayon. Diese Wohnungsfrom enstand unter dem Präsidenten Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, welche er aufgrund der herrschenden Wohnungsnot in den 50er einführte. Ein Mikrorayon hat eine Fläche von ca. 700x700m bis 1'000x1'000m, umfasst mehrere Wohnblöcke mit 5 (1. Generation) und 9 (2. Generation) Geschossen und bietet ca. 25'000 Personen Platz zum Wohnen. Im Zentrum liegt häufig eine Schule, zusätzlich gibt es medizinische Versorgung und Kindergärten am Rand des Mikrorayon, so dass man seine Kinder am Morgen auf dem Weg zur Arbeit abgeben kann. Die Bauten wurden für einen Zeithorizont von 20-30 Jahre ausgelegt und sollten nur als temporäre Lösung dienen.

 

Massstabssprung: links alt, rechts neu
Massstabssprung: links alt, rechts neu

Die kurze Lebensdauer der Gebäude führt heute zu einem Problem. Viele sind renovationsbedürftig. Da viele Wohnungen im Privatbesitz sind (nach der Sowjetzeit erworben und seither quasi gratis bewohnt; nur Nebenkosten sind zu bezahlen), ist es auch schwierig diese zu renovieren. Moskau und andere Städte haben daher mit Umsiedlungsprogrammen begonnen. Was anfänglich zu Diskussionen führte (Personen wurden teilweise ans andere Ende der Stadt umgesiedelt), ist heute gesetzlich geregelt. Jede Person, bekommt wieder mindestens so viel Fläche wie sie vorher hatte, kann jedoch auch mehr verlangen (alte Fläche gratis, Mehrfläche gegen Aufpreis). Daher gibt es auch häufig einen Massstabssprung (ca. x3).

Ein weiteres Problem taucht speziell bei den Mikrorayons der 2. Generation auf: Da diese 9-stöckig sind und daher auch eine gewisse Menge an Personen beinhaltet und somit auch eine grössere Menge Menschen umgesiedelt werden müssen, ist es für Investoren nicht mehr rentabel. (Ironischerweise sind jene häufig qualitativ schlechter gebaut und renovationsbedürftiger als gewisse Mikrorayons der 1. Generation)

weitere Impressionen der Exkursion:


Man munkelt dass...

 

... die Verkehrsregeln in Russland einzig unverbindliche Empfehlungen sind.

 

und

 

... der Hunger eines Studenten einen Kellner beinahe zur Weissglut trieb.

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