Mittwoch - Tag 4

Auf in die Suburbs

In den letzten Tagen lernten wir die historische Altstadt und die kommunistische Vergangenheit von Bukarest kennen. Heute ging es hinaus in die Aussenbezirke. Das Programm versprach einen intensiven Tag, so würden wir doch nicht weniger als 80km im Bukarester Vorstadtverkehr zurücklegen.

An dieser Stelle noch einen Dank an unseren Minibusfahrer, der uns sicher über alle Kreuzungen brachte.

Corporate District

Den ersten Stopp unserer Reise machten wir im Norden der Stadt. Während der kommunistischen Diktatur wurden hier die Häuser der Parteioberen gebaut. Diese zeichnen sich durch eine ruhige Lage und viel Umschwung aus. Seit der Wende, und insbesondere in den letzten 5 Jahren, erfuhr das Gebiet eine grosse Entwicklung. Internationale Firmen siedelten sich in diesem Gebiet an.

Heute dominieren verglaste Bürokomplexe und moderne Shoppingmalls das Ortsbild. Ein Anschluss an den öffentlichen Verkehr existiert jedoch noch nicht, was jeden Tag zu einem Verkehrschaos führt.

Auf dem Dach der Shoppingmall 

Weiter Richtung Süden

Wir hatten Glück und kamen doch recht zügig durch den Verkehr. Vorbei an einem Villenviertel und über die neue, prestigeträchtige Basarab-Brücke erreichten wir unser nächstes Ziel, "Drumul Taberei."

Die Einwohnerdichte in diesem sozialistischen Viertel ist sehr hoch. Die Plattenbauten sehen allesamt identisch aus und haben sich seit der Revolution 1989 offensichtlich kaum verändert.

Trotzdem lässt sich eine zunehmende Entwicklung feststellen. Beispielsweise ist eine neue Metrolinie im Bau.

Industriebrachen

Nach bereits mehr als 40 zurückgelegten Kilometern befanden wir uns im Süden der Millionenstadt. Während der Industrialisierung von Bukarest siedelten sich hier die ersten Industriebetriebe an. Weitere folgten und mit ihnen auch viele Arbeiter, welche in direkter Nachbarschaft zu den Fabriken wohnten.

Die meisten dieser Areale sind nicht mehr oder nur noch zum Teil in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt. Viele liegen heute brach und nur bei wenigen sind bereits erste Umnutzungen realisiert worden. So auch in jener, die wir besichtigen durften. Die Entwicklung dieser Industriebrachen stellt eine grosse Herausforderung, aber auch eine grosse Chance für Bukarest dar.

Ein wenig erinnerte uns die Szenerie an die vergangenen Fachschaftsexkursionen im Sulzer-Areal in Winterthur oder im Gundeldingerfeld in Basel.

In einem ehemaligen Galvanisierungswerk werden heute Konzerte und Kunstausstellungen veranstaltet.

Mittagspause

Mit einem Fussmarsch durch den Parcul Carol erreichten wir den Parcul Tineretului, den grössten Park Bukarests. Nach einer Lunch-Pause waren wir froh, wieder im klimatisierten Bus Platz nehmen zu können. Das Thermometer zeigte doch schon über 30°C an. Wir mussten weiter, denn wir hatten noch einiges vor uns.

Monument der Helden, Parcul Carol

Neue Wohnsiedlungen am Stadtrand

Während im Norden die grossen Bürokomplexe gebaut werden, entstehen im Süden grossflächige Wohnsiedlungen. Livia, unsere Reiseführerin in dieser Woche, bewohnt ebenfalls ein Appartement in diesem Bezirk und zeigte uns auf einem kurzen Rundgang die verschiedenen Wohnbauten.

Es werden insbesondere zwei verschiedene Typen gebaut. 4-5 geschossige Mehrfamilienhäuser und 2-3 geschossige Reihenhäuser.

Das auffallendste an den Gebäuden war die Dachform. Obwohl es keinerlei Vorschriften zur Grösse und Ausgestaltung gibt, reiht sich Satteldach an Satteldach. Flachdächer scheinen noch zu stark an die ungeliebten Plattenbauten der kommunistischen Vergangenheit zu erinnern.

Diese Bauten sind vor allem für die jungen Bürger von Bukarest gedacht. Diese Immobilien werden durch ein Förderprogramm an die jungen Bürger verkauft. Durch ein geregeltes Parkplatzsystem, haben diese Viertel ein komplett anderes Strassenbild.

Reihenhäuser im neuen Viertel

Urban Delta

Als Abschluss unserer Rundfahrt besichtigten wir das "Urban Delta". Ursprünglich als riesiges Rückhaltebecken gedacht, welches das Stadtinnere vor Hochwassern schützen sollte, präsentiert es sich heute als natürliche Oase. Ein Cluster von Seen und dazwischenliegende Schilfhaine bieten für viele Vögel und weitere Tiere Nistmöglichkeiten.

Das Areal wurde lange Zeit sich selber überlassen und erst in den letzten Jahren wiederentdeckt. Dank des öffentlichen Drucks wurde eine Überbauung verhindert und das Areal zum Naturschutzgebiet erklärt.

Urban Delta

Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Bueb (Mittwoch, 24 Juni 2015 19:31)

    Mir fehlt der abschluss des abends ;)